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Mit einer Streichholzschachtel voller Samen hat alles angefangen. Als Heinrich Wischmann, Landwirt aus Walsrode, Anfang der 80er Jahre nach einer Alternative zum herkömmlichen Ackerbau suchte, fand er die Lösung in der Ginseng-Pflanze. Seither kultiviert er mithilfe seiner Familie die asiatische Wurzel und schuf somit die Florafarm – nach eigenen Angaben die einzige Ginseng-Farm Europas.
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Ginseng ist eine Naturheilpflanze und die Basis sowohl für homöopathische Arzneimittel als auch für Kosmetika. Aufgrund ihrer Form wird sie auch „die Menschenwurzel“ genannt. Die Pflanze enthält fast 40 Wirkstoffe, so genannte Ginsenoside, denen man positive Eigenschaften zuspricht: So wird Ginseng unter anderem eingesetzt, um Müdigkeits- und Schwächegefühl entgegenzuwirken, um Gehirn- und Gedächnisleistung zu aktivieren oder um das Immunsystem zu stärken.
„Ginseng ist ein Adaptogen“, erklärt Martina Müller, Mitarbeiterin der Ginseng-Farm in Walsrode. „Das heißt, der Körper wird in die Lage versetzt, sich mit seiner Hilfe besser gegen störende und krankmachende Einflüsse von außen zu schützen, er „adaptiert“ sich.“ Die Ginseng-Wirkung richtet sich also nicht speziell gegen bestimmte Krankheiten. Bei einsetzenden Belastungen jedoch kann der Mensch diese viel besser bewältigen, als das ohne Ginseng der Fall wäre. Müller gibt ein Beispiel: „Bei einem gesunden Körper merkt der Anwender scheinbar nichts von der Wirkung des Ginsengs, aber wenn man dann fragt, wann derjenige das letzte Mal erkältet war, kommt der erstmal ins Grübeln.“
Auf der Florafarm baut Familie Wischmann mit 15 Mitarbeitern die asiatische Wurzel auf gut 9 Hektar Fläche an. Dabei gibt es wie bei jeder Pflanze bestimmte Hauptzeiten, in denen viel zu tun ist, und Ruhezeiten, in denen sich die Landwirte um ihre anderen Ackergewächse kümmern. Beim Ginseng geht es im Frühjahr damit los, Schattenfolien auf den Feldern zu installieren, da die Pflanze pralle Sonne nicht verträgt. In dieser Zeit müssen auch Unkraut und Schnecken regelmäßig aus den Feldern entfernt werden. Im August und September wird es dann bunt in den Ginseng-Gärten. Die Beeren sind reif und leuchten in einem kräftigen Rot. Sie enthalten die wertvollen Samen, die abgeerntet und dann ein Jahr lagern müssen. Im Folgejahr bringen die Ginseng-Bauern diese Samen als Aussaat wieder in die Erde. Jetzt heißt es: Geduld haben. Denn eine gute Wurzel muss ganze sechs Jahre im Acker verbleiben, bis sie die maximale Fülle an Nährstoffen angereichert hat. Erst dann sie im Oktober geerntet. Heinrich Wischmann und sein Team haben für diese Arbeit eigens ihre Maschinen selbst gebaut. „Das ging nach dem Prinzip Versuch und Irrtum“, sagt Martina Müller. „Da es hier keine anderen Ginseng-Farmen gibt, mussten wir selbst überlegen und herausfinden, wie wir die Erntemaschinen variieren müssen.“
Die erdigen, geernteten Wurzeln werden auf der Florafarm gewaschen, sortiert und getrocknet. Anschließend verarbeiten Partnerfirmen in Deutschland sie zu Extrakten oder Wurzelstücken und stellen daraus die Produkte her, die man dann wiederum im Florafarm-Cafe oder im Online-Shop kaufen kann. Am beliebtesten sind hier die Ginseng-Tabletten für eine 100-Tage-Kur. Im Gegensatz zu synthetischen Arzneimitteln, die meist sehr schnell und gezielt wirken, braucht der Ginseng etwas Zeit, um seinen positiven Einfluss auf den Körper geltend zu machen. Dafür hält dieser dann lange an. Martina Müller erklärt das Verfahren der Kur: „Eine Tagesdosis besteht aus zwei Kapseln, also insgesamt einem Gramm am Tag. Die Wirkstoffe werden dann von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen und vom Körper an alle relevanten Zielorte verteilt.“ Drei Monate lang sollte die Einnahme andauern, einmal im Jahr wird die Kur empfohlen. Eine Kurpackung mit 200 Kapseln kostet 144,00 Euro. Wer lieber den bittersüßen Geschmack der Wurzel schmecken möchte, der an Süßholz erinnert, kann auch zu den pur getrockneten Stückchen greifen und drei bis vier davon am Tag einnehmen. Die harte Wurzel sollte dabei lange im Mund bleiben, damit sie weich wird und alle Nährstoffe durch die Mundschleimhaut in den Körper gelangen. Alle Arzneimittel der Florafarm sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft.
Für Besucher bietet die FloraFarm kostenlose Führungen durch die Ginseng-Gärten. Diese dauern etwa 60 bis 90 Minuten, um Anmeldung wird gebeten. Ebenso können Interessierte Gruppenarrangements buchen, die sich um Ginseng und andere Walsroder Sehenswürdigkeiten wie Vogelpark, Schifffahrt oder Serengeti-Park drehen. Dabei ist meistens eine Führung und ein Essen auf der Florafarm inbegriffen.
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Schon einmal vormerken: Jedes Jahr am dritten Adventswochenende (Sa 12-19 Uhr, So 11-18 Uhr) richtet die Florafarm den Bockhorner Weihnachtsmarkt unter dem Motto „Ginseng, Kunst & Kurioses“ aus. Der Hof verwandelt sich an diesen Tagen in ein kleines Kunsthandwerkerdorf. Im idyllischen Ambiente können die Besucher an einigen Ständen schöne, teils auch ungewöhnliche Kunstwerke bewundern. Daneben sorgen große und kleine Kuriositäten, ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie, Live-Musik sowie ein ausgefallenes kulinarisches Angebot für ein schönes Weihnachtswochenende. Ab 19 Uhr steigt einen große große Christmas-Party im Festzelt.
Der Himmelfahrtstag ist ein weiterer fester Termin im FloraFarm-Kalender: Dann steigt das alljährliche Ginseng-Fest mit Mittelaltermarkt.
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Öffnungszeiten FloraFarm
Ginsengberatung und -verkauf
Mai bis September: montags bis freitags von 8-18 Uhr, samstags von 9-18 Uhr, sonn- und feiertags von 14-18 Uhr
Oktober bis April: montags bis freitags von 8-18 Uhr, samstags von 9-13 Uhr, Tel. 0800-3567232
Ginseng-Café
Mai bis September täglich von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags sowie an Feiertagen mit kostenlosen Führungen durch die Ginseng-Gärten.
Ginseng Tea Time
Von Mai bis September laden die Hofmitarbeiter täglich um 16.30 Uhr zu einem Becher stärkenden Ginsengtee und einer Führung ein – beides gratis!
Führungen für Gruppen
(Fast) jederzeit nach Vereinbarung
Zum Einrücken:
„Die Inhaltsstoffe des Ginsengs sind den körpereigenen Stoffen sehr ähnlich. Daher können sie dort einspringen, wo der Mensch Defizte hat.“ Martina Müller, FloraFarm